Symposium: Stiftungen im Wandel – Perspektiven im Stiftungssektor
Geldanlage in der Niedrigzinsphase, Kooperation – oder lieber nicht? Haftungsrisiko – wenn ja, wo? Die Zusammenführung zweier Stiftungen – eine Möglichkeit zur Existenzsicherung? Themen, die nicht neu sind, die aber Stiftungen bewegen, auch hier in Lübeck.
Dementsprechend groß war auch das Interesse am gestrigen Symposium „Stiftungen im Wandel – Perspektiven im Stiftungssektor“, das im Gesellschaftshaus der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit stattfand. Die GEMEINNÜTZIGE hatte zusammen mit der Possehl-Stiftung, dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Universität zu Lübeck zu einer Gesprächsrunde mit anschließenden Workshops eingeladen.
Nachdem Angelika Richter, Direktorin der GEMEINNÜTZIGEN, und Prof. Dr. Gabriele Gillessen-Kaesbach, Präsidentin der Universität zu Lübeck, die rund 60 interessierten TeilnehmerInnen begrüßt hatten, wurde der inhaltliche Teil der Veranstaltung mit einer Gesprächsrunde zum Thema „Haftungsrecht und Gemeinnützigkeit“ eröffnet. Michaela Wilske von der Possehl-Stiftung leitete die Diskussion an, Dr. Jasmin Gharski-Krag, Titus Jochen Heldt und Annegret Röther erörterten Fragen zur Abgrenzung von Sach- und Geldspende bis hin zu komplizierten Sachverhalten aus dem privaten Haftungsrecht. Herr Heldt, Fachanwalt für Steuerrecht, Bank- und Kapitalmarktrecht und Stiftungsvorsitzender der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck, gab beispielsweise interessante Einblicke in die Welt der juristischen Fachtermini: Wann handelt ein Vorstand noch „grob fahrlässig“? Und wann schon „vorsätzlich“? Wo liegen mögliche Fallstricke kapitalmarktgebundener Stiftungen? Eines wurde bei der Diskussion deutlich: Allen Beteiligten ging es insbesondere auch darum, die Anwesenden für die Komplexität dieser Themen zu sensibilisieren. Die Quintessenz: Mit dem entsprechenden Problembewusstsein und Fingerspitzengefühl stehe einer leitenden Tätigkeit im gemeinnützigen Sektor nichts im Wege.
Anschließend wurden auch die Anwesenden aktiv. Aufgeteilt in die drei Workshops „Stiftung goes Fundraising“, „Neue Finanzierungsmodelle von mündelsicher bis Bitcoin“ und „Miteinander statt Nebeneinander – Chancen entwicklen durch Kooperation“ wurden neue Inhalte erarbeitet und Erfahrungen ausgetauscht. Ein Beispiel: In Workshop 3 diskutierten Akteure aus der Banken-, Stiftungs-, Medien- und Sportwelt miteinander über bereits erfolgte Kooperationen und arbeiteten mögliche Erfolgs- und Risikofaktoren heraus. Dabei wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen ebenso berücksichtigt wie die konkrete Vorbereitung und Durchführung solcher Vorhaben. Anschließend wurden die Ergebnisse aller Arbeitskreise in großer Runde präsentiert.
Zum Abschluss der Veranstaltung oblag es Max Schön, Vorsitzender der Possehl-Stiftung, einen Rück- und Ausblick zu wagen. Schön thematisierte den Begriff der „Haftung“ in einem anderen, historisch-politischen Kontext und rief zu Mut und Haltung auf. Darüber hinaus ließ er einige interessante persönliche Anekdoten in seine Ausführungen einfließen. Ein gelungener Nachmittag!
(verfasst von Hanno Teßmer, Mitarbeiter der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck)