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KÜRZT UNS NICHT WEG! – Demo gegen die Kürzungen der Freiwilligendienste

Kiel, 10.10.2023, 12:00 Uhr: Die ersten versammeln sich am temporären Schilder-Mal-Stand auf dem Parkplatz am Bernhard-Harms-Weg in Kiel; es beginnt relativ leise und man sieht nur, wie einige auf dem Boden auf Papp-Rechtecke in verschiedenen Größen malen und schreiben. Mit der Zeit werden es immer mehr Menschen, die Gruppe vermehrt sich und auch der Geräuschpegel steigt. Immer mehr Schilder werden fertig und die Gespräche brechen zunehmend aus. Viele kennen sich nicht, doch was verbindet sie alle? Die Lust und Leidenschaft am Freiwilligendienst - das Wissen über die vielen Vorteile dieser und der Drang, zu demonstrieren und gegen die Kürzungen zu kämpfen.

Werden die momentanen Pläne zur Realität, so können Freiwilligendienste zum Jahr 2024/25 eine Kürzung von 23,7% des momentanen Budgets erwarten. Damit wären bis zu 50% aller Freiwilligendienst-Plätze, also sowohl FSJ, als auch FÖJ und BFD, gestrichen. Das heißt, dass die Erfahrungen, neuen Erkenntnisse, etc., die diese jungen Menschen jetzt bekommen, bald nicht mehr verfügbar sein werden.

Um es mal zusammenzufassen, sollen bis zum nächsten Jahr also folgende Dinge für uns gekürzt werden:

  • Möglichkeiten für neue Erfahrungen
  • Möglichkeiten für einen angenehmeren Einstieg in die Arbeitswelt und erste Arbeitserfahrungen
  • Orientierungsmöglichkeit für junge Menschen, eine Pufferzeit, die produktiv genutzt werden kann, um etwas der Gesellschaft beizutragen
  • Neue Einblicke, Sichtweisen und Ideen für die Einsatzstellen, als auch Lösungen für aktuelle Probleme

Noch ist aber nicht alles verloren! Am 16.11.2023 wird der Bundeshaushalt beschlossen und bis dahin gibt es noch eine Chance. Hier also ein Ausruf an alle: Schreibt Postkarten, Briefe und E-Mails an eure Abgeordnete, in denen ihr gegen die Kürzungen schreibt. Wenn die Zeit knapp ist, hilft hierbei auch schon nur ein kleines „KÜRZT UNS NICHT WEG!“. Bitte helft uns hiermit und sorgt dafür, dass die Plätze nicht verschwinden, denn „Wir sind freiwillig, unersetzlich!“.


Auch in den Einrichtungen der GEMEINNÜTZIGEN gibt es Freiwillige – sogar fünf.

Alle haben vor gerade mal zwei Monaten ihren Freiwilligendienst angefangen und sind für verschiedenste Aufgaben zuständig. Hier einmal ein kleiner Einblick in unsere Tätigkeiten:

Anna N., Kunstschule der GEMEINNÜTZIGEN

Was sind deine Aufgaben?
"Ich mache ganz viel "Sekretär-artiges". Das heißt ich schreibe Emails, führe Telefonate und trage Anmeldungen in unser System ein. Außerdem kümmere ich mich auch um die Aktualisierung unserer Website und unseren Instagram Account. Zusätzlich fallen immer mal wieder weitere Aufgaben an wie z.B. die Gestaltung unseres Programmhefts, die Herstellung eines Bühnenbilds oder das Ausräumen des Brandofens und die Zuordnung der fertig gebrannten Keramik zu den Kindergeburtstagen."

Wie bist du darauf gekommen, ein FSJ in der Kunstschule zu machen?
"Ich brauchte erst einmal Zeit, um noch weiter nachdenken zu können, was ich in der Zukunft wirklich machen möchte. In dieser Zeit wollte ich etwas Sinnvolles zu tun haben und so bin ich auf ein FSJ gekommen. Für mich war sofort klar, dass ich einen kreativen Teil in meinem Alltag brauche, deswegen habe ich nach derartigem im Internet gesucht und mich bei Stellen beworben, die mich angesprochen haben. Die Kunstschule hat mir gefallen, da eine meiner Überlegungen für die Zukunft das Studium Kreativtherapie im Bereich Bildende Kunst ist und ich somit herausfinden kann, ob diese Richtung wirklich etwas für mich ist."

Was hat es dir bis jetzt schon gebracht, was hast du gelernt, was hättest du dir vorher nie zugetraut?
"Ich habe sehr viel über das Programm, mit dem wir arbeiten, gelernt und komme mittlerweile wunderbar und schnell damit zurecht. Am Anfang haben mich all die vielen Klicks, die ich bei den ganzen Vorgängen machen muss, ganz schön überrumpelt und eingeschüchtert. Mittlerweile ist all das nur noch Routine geworden. Des Weiteren hab ich über das FSJ unglaublich viele tolle Leute kennengelernt, die ich schon nach dieser kurzen Zeit zu meinen Freunden zählen kann."

Was erhoffst du dir von den nächsten 10 Monaten?
"Ich erhoffe mir, dass ich weiterhin eine wunderbare Zeit habe und ein tolles Projekt auf die Beine stelle, auf das ich stolz sein kann. Ich hoffe durch die Kurse an der Kunstschule und durch vieles noch anstehendes Nachdenken endgültig herauszufinden, was ich vom Leben will."

Lars P., Schauspielschule der GEMEINNÜTZIGEN

Was sind deine Aufgaben?
"Meine Aufgaben sind sehr vielfältig und variieren auch teilweise, z.B. hospitiere ich unsere Theater-Kurse und helfe mit, diese zu planen oder fungiere als weitere Aufsichtsperson. Ich spiele sogar selbst als Schauspieler in unseren beiden Jugendkursen mit. Unter anderem helfe ich auch dabei, anstehende Events bei uns zu Planen und manage unseren Social Media-Bereich. Es ist nicht streng festgelegt, was zu meinem Arbeitsbereich gehört, weil ich auch bei spontan aufkommenden Aufgaben meistens mit einbezogen werde und dabei helfe, das Theater am Laufen zu halten und somit habe ich einen weiten Aufgabenbereich, welcher von - bis reichen kann."

Wie bist du darauf gekommen, ein FSJ in der Schauspielschule zu machen?
"Ich habe seit mehreren Jahren in der Schauspielschule der GEMEINNÜTZIGEN als Schauspieler mitgespielt und kenne somit das Theater sehr gut. Da ich das Schauspielern gerne in meinem Leben weiterverfolgen möchte, dachte ich, dass sich ein FSJ in meiner Einsatzstelle sehr gut anbieten würde, da ich nun das Theater und auch einen mir vertrauen Ort von einer anderen Seite kennenlernen darf."

Was hat es dir bis jetzt schon gebracht, was hast du gelernt, was hättest du dir vorher nie zugetraut?
"Ich habe bis jetzt viel über die Organisation eines Theaters bzw. der einzelnen Kurse gelernt. Ich lerne auch, wie man am besten einen Theaterkurs gestaltet und habe auch Übungen für Stimme und Körper gelernt. Ich lerne auch mich selbst zu organisieren und mir meine Arbeit selbst einzuteilen, weil mir oft mehrere Aufgaben in einem bestimmten Rahmen gegeben werden und ich mir viel selbst einteilen und viel selbst organisieren muss. Ich musste mich Anfangs erst ein bisschen in dieses System rein finden, weil besonders im Bereich Sozial Media oder Plakat Design ich meine eigenen Gedanken und Ideen entwickeln muss, die das ganze Theater repräsentieren. Davor hatte ich anfangs etwas Respekt, aber ich konnte mich dann doch schneller als erwartet daran gewöhnen und habe mittlerweile großen Spaß daran, Designs für unser Theater zu erstellen. Und auch in den Kursen fühle ich mich sehr wohl und genieße die kreative Arbeit mit den einzelnen Kursen."

Was erhoffst du dir von den nächsten 10 Monaten?
"Ich erhoffe mir von den nächsten 10 Monaten, dass ich gelernt habe, mich selbst gut zu organisieren und in der Lage bin, meine Tage selbst zu planen und eine Struktur in diesen entstehen zu lassen. Außerdem wäre ich gerne in der Lage, meinen eigenen kleinen Kurs führen zu könne oder einen kleinen Theaterworkshop anbieten zu können. Des Weiteren erhoffe ich mir weitere Einblicke in die Arbeit in der Theaterwelt und das ich mit vielen interessanten und kulturellen Persönlichkeiten zusammenarbeiten und diese auch kennenlernen darf."

Mai Q., Familienbildungsstätte der GEMEINNÜTZIGEN

Was sind deine Aufgaben?
"Ich habe sehr vielfältige Aufgaben. Zu meinen täglichen Aufgaben gehören die Unterstützung bei den Verwaltungsarbeiten (Kursverwaltung, Arbeit mit Verwaltungsprogrammen und den Kursmappen), viel Kontakt mit den Teilnehmenden und Kursleitungen (Telefondienst, E-Mails, aber auch persönlich), sowie die Erstellung von Flyern und die Leitung des Instagram-Kontos. Zusätzlich leite ich auch einen eigenen Kurs und möchte gerne als Projekt einen weiteren starten."

Wie bist du darauf gekommen, ein FSJ in Familienbildungsstätte zu machen?
"Tatsächlich war die Entscheidung sehr spontan. Mir war klar, dass ich nach der Q1 von der Schule abgehen wollte, aber ich brauchte einen Plan. Ganz zufällig hat mir einer meiner Betreuer einen Zeitungsartikel vorgelegt. Hier ging es um den FSJ-Platz in der Schauspielschule der GEMEINNÜTZIGEN und sie meinte, ich könne das doch nach dem Abi machen – und ich dachte, warum nicht jetzt. Das war zwei Wochen vor Ende der Bewerbungszeit und durch das Internet kam ich auf die Familienbildungsstätte, die mit sehr vielfältigen Aufgaben lockte. Ein sehr angenehmes und gutes Kennenlerngespräch später und mir war klar, dass ich die Stelle gerne nehmen wollte."

Was hat es dir bis jetzt schon gebracht, was hast du gelernt, was hättest du dir vorher nie zugetraut?
"Vor allem mein Selbstvertrauen wurde innerhalb der letzten beiden Monate gestärkt. Dass ich jemals den Telefondienst oder so viel Kontakt mit Teilnehmenden in Person oder auch per Mail haben würde, hätte ich mir vorher nie vorstellen können. Auch hilft mir das FSJ jedoch bei der Orientierung: Gerade dadurch, dass ich so vielfältige Aufgaben habe, bekomme ich in so vielen Bereichen etwas Erfahrung und kann besser einschätzen, was mich interessiert und was nicht."

Was erhoffst du dir von den nächsten 10 Monaten?
"Ich hoffe darauf, mich immer mehr auf bestimmte Themen spezialisieren zu können und weiterhin meinen Interessen bei der Arbeit nachzugehen. Auch hoffe ich, dass der Trend weiterläuft und mein Selbstbewusstsein weiter gestärkt wird, ich besser lerne auf mich selbst zu achten, für mich einzustehen und ich eine gute Work-Life-Balance in meinem Kopf verfestigen kann."

Verfasser: Mai Quejada, FSJler an der Familienbildungsstätte der GEMEINNÜTZIGEN