Ab dem 7. Juli bis zum 9. September 2023 zeigt die Kunstschule in der Ausstellung "FREIHEIT" im TZL Arbeiten aus den Ölmalerei-Kursen von Tim Maertens. In seinen Malerei-Kursangeboten arbeitet der Künstler und Leiter der Kunstschule der Gemeinnützigen Tim Maertens gerne mit offenen Themenvorgaben, die die Kursteilnehmer*innen weder formal noch inhaltlich zu sehr einschränken, sondern dazu anregen, sich ganz offen mit individueller Stimme und bevorzugter Technik dem Thema anzunehmen. An dieser Ausstellung im TZL haben sich 8 Künstler*innen beteiligt: Brigitte Johannsen, Norbert Sternberg, Catrin Kayser, Renate Berger, Heike Wünnenberg, Wilfried Tille, Brigitta Fricke und Ralph Rohde. Sie zeigen sehr unterschiedliche Techniken und inhaltliche Annäherungen an das Thema. Unter dem programmatischen Titel „Freiheit“ entfaltet sich die großformatige Malerei von der Weite des offenen Meeres, über menschliche und politische Dimensionen im "Tanz der Geschichte“ bis hinein in die vielfältigen Ausdrucksformen der ungegenständlichen Bildsprache.
Die größte Arbeit der Ausstellung von Wilfried Tilles („Die Gedanken sind frei“; siehe Detailaufnahme mit dem Zitat des Bildes „Die Freiheit führt das Volk“ von Eugène Delacroix über die Pariser Juli-Revolution von 1830) verbindet die Dynamik abstrakter Malerei mit kleinen figürlich skizzierten Szenen und Zitaten aus den Kämpfen für die Freiheit quer durch die Geschichte von der Reformation und den Bauernkriegen über die Französischen Revolutionen 1798 u. 1830 bis hinein ins 20. Jahrhundert. Ebenso lebt das Bild daneben von Brigitta Fricke ("o.T. (Licht)") von dem abstrakten Schwung der Linien und Farben, die in einen Dialog gehen mit den angedeuteten Formen von an Kabeln schwingenden Glühbirnen, die vielleicht eine Anspielung sind auf die große Entfaltungsfreiheit, die die Erfindung des künstlichen Lichtes der menschlichen Kultur geschenkt hat. Diese beiden Arbeiten spannen so gesehen den Bogen dieser kleinen aber vielseitigen Ausstellung von der figürlich, realistischen Malerei von Brigitte Johannsen und Ralph Rohde zu den eher ungegenständlichen Arbeiten von Norbert Sternberg, Renate Berger, Catrin Kayser und Heike Wünnenberg.
Die surreal anmutenden Geschichten über Befreiung, die Rohde und Johannsen in ihren Bildern in paradoxen ( „der Haifisch der hat Zähne“, Ralph Rohde) oder traumhaften Welten (Ballet-Bilder, Brigitte Johannsen) erzählen, verbinden sich in der Weite und Freiheit des Meeres verdichtet in einer brandenden Welle ("o.T. ("Welle"), Brigitte Johannsen).
Das dunkle Blau des Meeres mit den Geheimnissen in seinen unerforschten Tiefen läßt sich wiederum assoziieren in der Arbeit von Catrin Kayser („o.T. (Blau)“), während das Werk rechts daneben von Renate Berger schon über den Titel ( „Die Geburt eines Sterns“) in unendlichen Weiten an Sternen-Nebel und Umlaufbahnen denken läßt.
Der italienische Titel der beiden abstrakten Arbeiten von Norbert Sternberg bedeutet im Deutschen sinngemäß: „Befreie deinen Geist von den Gedanken“ und er schlägt hier nicht nur formal mit kraftvollem blauen Strich, sondern so auch philosophisch den Bogen zurück zu dem Bild von Wilfried Tille, indem er in einem nächsten Schritt die historisch-politische Dimension der Gedankenfreiheit zu einer psychologisch-mystischen Freiheit des Geistes erweitert.
Abschließend präsentiert sich in dem Bild von Heike Wünnenberg („Aufbruch (Aus der Tiefe)“) in der thematischen Fortführung der Arbeit von Brigitta Fricke ein virtuoses Schauspiel über die „Befreiung" der Materie durch das Licht, das gleichsam von hinten in den Bildraum strömt und die Welt mit Leben erfüllt..
Eine mögliches Fazit dieser Ausstellung könnte also lauten: Es gibt keine Weite, keine Tiefe, keine Transparenz, keine Freiheit, keine Dunkelheit, keine Malerei - ohne das Licht (der Sonne oder des Geistes)!