Der Ministerpräsident ließ sich viel Zeit, als er am Donnerstag in der Mengstraße ankam. Er schaute sich die Demo vor dem Buddenbrookhaus an, ließ sich interviewen, führte Gespräche mit Demonstrationsteilnehmern und ließ sich geduldig auf ein Frage- und Antwort-Spiel mit verschiedenen Interessenten ein. Es dauerte also eine ganze Weile, bis er sowie Bürgermeister Lindenau nebst Kultursenatorin Monika Frank und die Museumsleiter Tilmann von Stockhausen und Birte Lipinski, im Gewölbekeller auf die unruhig wartenden Presseleute stießen (denn die Teilnehmerzahl war wegen des kleinen Kellerraums reduziert), um endlich die Überreichungszeremonie unter den rauen roten Kellergewölbedecken durchzuführen. Pikant: Die Übergabe erfolgte nicht weit von der Stelle, an der besagter Deckendurchbruch erfolgen soll (die Auswahl dieses Ortes war u. a. Gegenstand einer Kritik).
Natürlich hatte Daniel Günther die kritischen Stimmen vernommen, auch diejenigen von seinen Parteifreunden, die in einem „Flashmob“ (= Blitzpöbel, wie es heutzutage heißt) vor dem Haus erhoben wurden. Auf den Inhalt dieser Kritik ging der Ministerpräsident jedoch kaum bzw. nur indirekt ein.
Günther hob die Bedeutung der Familie Mann und des Buddenbrookhauses als einen Teil Schleswig-Holsteins hervor, der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sei und eine internationale Bedeutung habe. Das Literaturmuseum sei deshalb ein bedeutender Anziehungspunkt in der Lübecker Altstadt und repräsentiere in „einzigartiger Weise mehrere Jahrhunderte Stadt- und Regionalgeschichte.“ Deshalb liege die Förderung durch Schleswig-Holstein im Interesse des Landes.
Nachdem der Bürgermeister seinen Dank an Ministerpräsident Günther und das Land Schleswig-Holstein ausgesprochen, und ebenfalls die Internationalität des Museums unterstrichen hatte, dankte Lindenau auch den engagierten Freunden und Förderern des „Neuen Buddenbrookhauses“. Sie hätten mit ihrem Engagement die Bedeutung des kulturellen Erbes erkannt und würden es dadurch lebendig halten.
Indirekt wandte sich Lindenau auch an die Kritiker des Bauvorhabens, indem er erinnerte, dass es nach vielen Ausschusssitzungen einen Beschluss der Bürgerschaft zur Durchführung dieser Sanierung gebe, und zwar mit dem Ziel, das Museum wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Es wird ein neuer Anziehungspunkt in der Lübecker Altstadt entstehen!“, so sein hoffnungsvolles Resümee.
Die hohe Fördersumme des Landes von knapp 20 Millionen Euro würde 70% der Baukosten abdecken (heutiger Stand). Zur Zeit wird das Gesamtvolumen der Baukosten auf 34 Millionen geschätzt. Die Stadt zahlt 3,7 Millionen, die Kulturstiftungen, unter anderem Possehl (1,5 Millionen) und Sparkassenstiftung (400.000) sowie Mitglieder aus dem Förderverein Buddenbrookhaus, liegen bei acht Millionen.
Aus der heutigen Sicht wird als Wiedereröffnungstermin das Jahr 2027 anvisiert. Angesichts des Umfangs der Sanierungsmaßnahmen (einschließlich archäologischer Ausgrabungen und einer Neuaufrichtung der Fassade des Hauses Mengstraße 6) erscheint dieses Datum ambitioniert.
Das Museum beabsichtigt mit wechselnden Projekten in der Öffentlichkeit präsent zu bleiben. Dazu werden Ausstellungsräume des St. Annen-Museums genutzt.
Die Reibungspunkte der Kritiker lassen sich wie folgt zusammenfassen:
• Eklatanter Bruch des Denkmalschutzes, weil eine Decke des historischen Gewölbekellers für einen Treppenaufgang durchbrochen wird
• Die geplante öffentliche Nutzung der Kellerräume wird das Raumklima zerstören und die Wände angreifen
• Das Bauvorhaben ist insgesamt viel zu teuer, vor allem durch den radikalen Umbau von Mengstraße 6 (die Durchfahrt wird zwar verlegt und verkleinert, aber sie bleibt)
• Missverhältnis zwischen Bauaufwand und erzieltem Raumgewinn
• Bei der genannten Bausumme werde es nicht bleiben; es seien weit höhere Baukosten zu erwarten.
Die Argumente der Kritiker werden auf Bauplanänderungen und möglicherweise auf ein Moratorium hinauslaufen. Die Bürgerschaft tagt am 23. Februar. Auf der Tagesordnung stehen zwei wichtige Vorhaben: Die Baugestaltung des Buddenbrookhauses und die drohende Schließung des Heiligen- Geist- Hospitals als städtisches Altenheim.
Ausführliche Artikel, in denen das Für- und Wider dieser Vorhaben noch einmal aktuell dargestellt werden, erscheinen im Heft 4 der Lübeckischen Blätter, es erscheint am 21. Februar auf dieser Homepage und am 25. Februar bei den Mitgliedern