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Ein estnischer Dozent, Bürgergast der GEMEINNÜTZIGEN, stellt seine Arbeit über den Ostseehandel vor

Ich heiße Dr. Enn Küng und ich bin an der Tartuer Uni in Estland als Dozent tätig. Es war für mich eine große Ehre und Freude ab dem 19. März bis zum 28. April als Bürgergast der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit in Lübeck zu sein. Von der Gemeinnützigen habe ich schon zwei Mal (1996 und 2006) ein Stipendium für Archivarbeit bekommen. Die gesammelten Materialien habe ich in meiner Doktorarbeit (2001) und noch in einigen Artikeln benutzt: zwei Artikel sind auch in den „Hansischen Geschichtsblättern“ (2016, 2019) erschienen, ein Artikel in der „Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde“ (2008). Auch dieses Mal konzentrierte ich mich auf das Archivgut im Archiv der Hansestadt Lübeck. Da meine Forschungsinteressen mit dem Ostseehandel in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und im 17. Jahrhundert verbunden sind, habe ich die Beziehungen zwischen der Stadt Lübeck und der schwedischen Regierung untersucht. Damals gehörten die est- und livländischen Städte – Riga, Reval (Tallinn), Narva – unter die polnische bzw. schwedische Herrschaft und die hiesigen Städte sollten in ihren Handelsbeziehungen mit Lübeck und anderen norddeutschen Städten auf die schwedische Politik Rücksicht nehmen. Darüber hat man bisher sehr lückenhaft geschrieben, man kann auch sagen, fast nichts. Auch über die damaligen Hansetage in dieser Frage gibt es sehr wenig Informationen. Zu diesem Thema habe ich das Material auch im Revaler Stadtarchiv und im schwedischen Reichsarchiv gesammelt. Im lübeckischen Archiv habe ich Sammlungen wie Livonica, Danica, Suecica, Ruthenica (Rußland), Polonica, Hanseatica untersucht. Ich hoffe, bald neue Publikationen veröffentlichen zu dürfen.

Aber ich habe nicht nur im Archiv gearbeitet – ich habe auch die schöne Hansestadt kennengelernt. Ich interessiere mich sehr für historische Kirchen. Nicht weit von meiner Wohnung befindet sich die St.-Aegidien-Kirche, in der ich gern saß. Auch die St.-Jacobi-Kirche nicht weit von dem Haus der Gemeinnützigen war einladend für mich. Wenn man in Kirchen sitzt oder in der Altstadt einen Rundgang macht, kann man auf unsere gemeinsame hanseatische Geschichte blicken! Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit stammten viele Est- und Livländer aus Lübeck und anderen norddeutschen Städten. Ein tolles Erlebnis war für mich das neue Hansemuseum. Da kann man die gesamte Geschichte der Hanse, sei es Handel, Seefahrt oder Kultur, kennenlernen.

Wie gesagt, ich bin der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit sehr dankbar, dass ich diesen Frühling in der Hansestadt Lübeck verbringen durfte!

Dr. Enn Küng